Verfahren und Vorrichtung zur Bestimmung von gelösten Stoffen
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Betrieb einer offenen Messsonde mit mechanischer Selbstreinigung und einer Drei-Elektroden-Anordnung gemäss Patentanspruch 1 und eine entsprechende Vorrichtung dazu gemäss Patentanspruch 5.
Die Messung von gelöstem Sauerstoff wird beispielsweise nach DIN 38408 durchgeführt, wobei entweder die iodometrische Titration nach Winkler (DIN 38408-G21) zur Anwendung gelangt, oder der gelöste Sauerstoff über eine Messung mit membranbedeck¬ ter Sauerstoffsonde (DIN 38408-G22) bestimmt wird. Zu den membranbedeckten Sauerstoffsonden gehören beispielsweise die Clark-Sensoren, die Mackereth-Sensoren, sowie die Sensoren nach Connery, Taylor und Muly. Diese unterscheiden sich im Wesentli¬ chen durch den Aufbau des Sensors, bzw. die Art des verwendeten Elektrodenmaterial .
Das diesen Sauerstoffsonden zugrundeliegende Messprinzip ist identisch und wird im Folgenden dargestellt: Ein der Gesamtkon¬ zentration entsprechender Teil des gelösten Sauerstoffes wird elektrochemisch an einer der Elektroden umgesetzt. Der dabei fliessende und als primäres Messsignal registrierte Strom ist funktional von der Sauerstoff onzentration abhängig. Das zur Umsetzung erforderliche Elektrodenpotential wird entweder durch Polarisation mittels einer externen Spannungsquelle oder durch geeignete Elektrodenreaktionen im System selbst erzeugt .
Eine Vorrichtung der letztgenannten Art ist aus der EP 144' 325 bekannt. Gemäss dieser Patentschrift wird eine Anordnung von zwei Elektroden beschrieben, die im Wesentlichen aus verschiedenen Materialien bestehen, wobei beide Elektroden mit Ausnahme ihrer wirksamen freien Endflächen vollständig in Isoliermaterial eingebettet sind. Zur Reinigung dieser Elektro¬ denendflächen ist ein bewegbares, angetriebenes Schleiforgan
vorgesehen, womit bei fortschreitendem Abschleifen der Elektroden und des Isoliermaterials die Form, die Grosse und der gegenseiti¬ ge Abstand der wirksamen Elektrodenflächen unverändert bleiben. Für die Erzeugung des Messsignals wird der Effekt ausgenutzt, dass zwischen einer Amalgamelektrode (Kathode) und einer Eisen¬ bzw. Zinkelektrode (Anode) ein Strom fliesst, dessen Grosse von der aktuellen Sauerstoffkonzentration abhängig ist. Die Polari¬ sierung erfolgt somit lediglich durch die sich ausbildenden Potentiale an der Anode. Diese sind teilweise nur bedingt definiert und unterliegen verschiedensten Einflüssen, sodass beispielsweise das Sauerstoffsignal quergestört wird. Eine Folge davon sind Instabilitäten des Sauerstoffsignales und Nichtlinea- ritäten hervorgerufen durch Quereinflüsse, wie sie etwa beim Vorliegen von Tensiden aus Wasch- und Reinigungsmitteln, in der Messlösung vorliegen. Ferner nachteilig ist die Verwendung nur weniger möglicher Elektrodenmaterialien, was die Anwendung der Sonde auf bestimmte Analyte beschränkt.
Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Bestimmung von elektroaktiven Substanzen in Lösung, insbeson¬ dere von Sauerstoff, und eine entsprechende Vorrichtung dazu vorzuschlagen, basierend auf einer offenen, bzw. membranlosen, Messsonde mit einer mechanischen Selbstreinigung, welche mittels einer Drei-Elektrodenanordnung im Wesentlichen frei von Querein- flϋssen ist, sich immer optimal an das Messproblem anpassen lässt, und durch welche sich die Linearität verbessern lässt, unter gleichzeitig erhöhter Stabilität der Nullpunkte.
Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe mit einem Verfahren gemäss dem Wortlaut des Patentanspruches 1 und einer Vorrichtung gemäss dem Wortlaut des Patentanspruches 5 gelöst. Die Erfindung wird im Folgenden anhand der Zeichnungen näher erläutert. Es zeigen:
Fig. 1 Prinzip der Dreielektrodenanordnung in schematischer
Darstellung mit strombelasteter Referenzelektrode
Fig. 2 Ausführungsbeispiel einer Sauerstoffsonde mit Dreielek¬ trodenanordnung
Fig. 3 Ausführungsbeispiel einer Sauerstoffsonde mit Dreielek¬ trodenanordnung in Draufsicht
Fig. 4 Sauerstoffsignal mit Dreielektrodenanordnung im Ver¬ gleich mit bisherigen
Fig. 5 Sauerstoffsignal mit Dreielektrodenanordnung in einer sulfidhaltigen Lösung
Fig. 6 Sauerstoffsignal mit Dreielektrodenanordnung in einer tensidhaltigen Lösung
Fig. 1 zeigt das Prinzip der Dreielektrodenanordnung in schematischer Darstellung. In den Behälter 1, welcher eine Lösung mit gelösten Stoffen 2 enthält, befinden sich eine Arbeitselek¬ trode 4, eine Gegenelektrode 5 und eine Referenzelektrode 6. Die gelösten Stoffe 2 sind bevorzugt solche, die der amperometrischen Bestimmung zugänglich sind, also bei der vorgegebenen Polarisa¬ tionsspannung elektrochemisch aktiv sind, wie etwa Sauerstoff, Chlor, und andere Desinfektionsmittel und Schwermetalle. Die Arbeitselektrode 4 besteht beispielsweise aus Edelmetall, Edel¬ metall-Legierungen, Stahl, Graphitwerkstoffen, Glaskohlenstoffen oder leitenden Polymeren. Die Gegenelektrode 5 besteht meistens aus Edelmetall, Stahl, Reinmetallen, Graphitwerkstoffen, oder Glaskohlenstoffen. Die Referenzelektrode 6 besteht aus Eisen, Zink, Silber, Kupfer oder Legierungen. Die Referenzelektrode 6 befindet sich in naher Umgebung der Arbeitselektrode 4, um einen möglichst geringen Ohmschen Spannungsabfall zu erzielen. Zum Betrieb der Messanordnung ist ein modifizierter Potentiostat 7 vorgesehen, welcher über die Leitungen 8, resp. 9, die Gegen-
elektrode 5, resp. die Referenzelektrode 6 verbindet. Die Arbeitselektrode 4 ist über die Leitung 10 mit dem Massenpunkt des Potentiostaten 7 verbunden. Der Potentiostat 7 enthält im Wesentlichen einen steuerbaren Regler 11, dessen Ausgang eine in bezug auf das Potential der Referenzelektrode definierte, wählbare Spannung am Ausgang 12 zur Verfügung hält. Im weiteren enthält der modifizierte Potentiostat 7 eine Konstantstromquelle 13, die derart geschaltet ist, dass die Referenzelektrode in einem Nebenstromkreis ständig mit konstanter Stromdichte belastet ist. Der Hauptstromkreis des Messanordnung wird vom Potentiosta¬ ten 7 über die Leitung 8, die Gegenelektrode 5, die Lösung mit den gelösten Stoffen 2, die Arbeitselektrode 4 und die Leitung 10 geführt. Das Instrument 14 dient zur Strommessung in der Leitung 8. Die Lösung mit den gelösten Stoffen 2 ist ein Elektrolyt, dessen Leitfähigkeit von der Art der gelösten Stoffe abhängig ist und in weiten Grenzen variieren kann.
Durch die Verwendung einer solchen Dreielektrodenanordnung lassen sich beliebige Polarisationsspannungen definiert vorgeben, bzw. einstellen, und somit Quereinflüsse minimieren, die Linearität verbessern und die Nullpunkte stabilisieren. Überraschenderweise ergeben sich neben den bisher beschriebenen Vorteilen bezüglich Elimination von Quereinflüssen, Verbesserung von Linearität und Stabilität, viel grössere Flexibilitäten und Kombinationsmöglichkeiten bei den Elektrodenmaterialien. So ergaben sich diese Vorteile nicht nur unter Verwendung der bisher beschriebenen Amalgamelektrode, sondern ebenfalls bei einer Vielfalt von meist lebensmittelunbedenklichen Elektroden, wie beispielsweise solche aus Edelmetallen, Stählen, Graphitwerkstof¬ fen, Glaskohlenstoffen oder leitenden Polymeren, wie etwa Polypyrrole. Mit der Möglichkeit der gezielten Auswahl der Elektrodenmaterialien ist ein weiterer bisheriger Nachteil beseitigt worden. Auch bei der Gegenelektrode sind andere Werkstoffe als die bisherigen (Eisen/Zink) möglich, wobei bevorzugt chemisch resistente, wie Edelstahle, Edelmetalle oder Glaskohlenstoff, zum Einsatz gelangen.
Aufgrund der Tatsache, dass es sich um eine offene, also nicht membranbedeckte Sonde handelt, kommen herkömmliche Refe¬ renzelektrodensysteme nicht in Frage. Hier wird ein völlig neuer Weg eingeschlagen. Dabei wird auf das Mischpotential eingewirkt, das sich an einer Metallelektrode (z.B. aus Eisen) ausbildet. Um z.B. eine Eisenelektrode als Referenzelektrode für die potentio- statische Sauerstoffbestimmung zu nutzen, muss ihr Potential unabhängig vom Sauerstoffgehalt der Lösung und von Begleitstoffen sein. Dies erreicht man durch Vorgabe eines anodischen Stromes, der über die Referenzelektrode fliesst und den kathodischen Teilstrom bei der Mischpotentialbildung unterdrückt. Durch eine zeitlich konstante Strombelastung von definierter Grosse lässt sich die Sauerstoffabhängigkeit einer solchen stromdurchflossenen Referenzelektrode auf einen unerwartet kleinen Wert von maximal ± 10 mV reduzieren. Darüber hinaus zeigt das Potential überra¬ schenderweise nur äusserst geringe Empfindlichkeit gegenüber Begleitsubstanzen, insbesondere Sulfid und Eisen. Die gute Potentialkonstanz gewährleistet eine potentiostatische Arbeits¬ weise einer offenen Dreielektrodenanordnung mit mechanischer Selbstreinigung. Als Elektrodenmaterial sind neben Eisen auch andere reine Metalle wie Zink, Silber und Kupfer sowie Legierun¬ gen verwendbar.
Fig. 2 zeigt ein Ausführungsbeispiel einer solchen Messsonde mit Dreielektrodenanordnung, welche als Tauchsonde mit einem Traggriff 18 versehen ist. Alle drei Elektroden liegen inner¬ halb eines Sondenbechers 16 in einer Ebene. Die notwendige Elektronik (Potentiostat und Messwertaufbereitung) sind Bestand¬ teil der Sonde und im Gehäuse des Antriebsmotors 15 unterge¬ bracht. Das hat den Vorteil, dass nur zwei Drähte 17a und 17b zur Signalübertragung notwendig sind, und dass Übertragungsstrecken von einigen hundert Metern möglich sind.
Fig. 3 zeigt das Ausführungsbeispiel einer solchen Messsonde mit Dreielektrodenanordnung in Draufsicht. Die Arbeitselektrode
4, die Referenzelektrode 6 sowie die Gegenelektrode 5 sind konzentrisch ausgeführt, wobei aber auch andere geometrische Anordnungen möglich sind. Die Fläche der Referenzelektrode 6 ist sehr klein gegenüber der Fläche der Arbeitselektrode 4, die ihrerseits kleiner ist als die der Gegenelektrode 5. Alle drei Elektroden werden von der Schleifvorrichtung 19 ständig gerei¬ nigt.
Fig. 4 zeigt SauerstoffSignale mit Dreielektrodenanordnung im Vergleich mit bisherigen erzielten SauerstoffSignalen, wie sie etwa mit einer nach der Patentschrift EP 144' 325 gefertigten Sauerstoffsonde (S12) erzielt werden. Die erfindungsgemäss ermit¬ telten SauerstoffSignale (S12-3E) sind über den gesamten mögli¬ chen Messbereich von 0 bis ca. 50 mg/1 linear. Im Vergleich dazu knickt das Signal der bisher beschriebenen Sauerstoffsonde (S12) ab ca. 15 mg/1 von der Geraden ab. Durch die gute Linearität ergibt sich auch im oberen Messbereich eine einfache Kalibrie¬ rung.
Fig. 5 zeigt SauerstoffSignale mit Dreielektrodenanordnung gemessen in einer sulfidhaltigen Lösung. Dabei wurde bei einer konstanten Sulfidkonzentration von 50 mg/1 die Sauerstoffkonzen¬ tration von 0,5 auf 8 mg/1 erhöht. Die Elektrodenvergiftung an der bisher beschriebenen Sauerstoffsonde führt dazu, dass das Messsignal (S12) keinen Bezug zum tatsächlichen Sauerstoffgehalt der Lösung aufweist. Hingegen wird überraschenderweise das Sondensignal (S12-3E) der Dreielektrodenanordnung so gut wie nicht beeinflusst.
Fig. 6 zeigt SauerstoffSignale mit Dreielektrodenanordnung gemessen in einer tensidhaltigen Lösung. Bei konstantem Sauer¬ stoffgehalt von ca. 8 mg/1 wird das anionische Tensid Natrium- Dodecylbenzolsulfonat zugegeben. Bei der bisher beschriebenen Sauerstoffsonde führt der Einfluss des Tensids zu einer Reduzie¬ rung des Signals (S12) . Dabei ergibt sich eine Abweichung von ca.
30% bei 50 mg Tensid/1. Unbeeinflusst vom Tensidgehalt zeigt die erfindungsgemässe Sonde mit Dreielektrodenanordnung ein unerwar¬ tet konstantes Messsignal (S12-3E) .
Verfahren und Vorrichtung der beschriebenen Art finden An¬ wendung bei der Bestimmungvon gelösten Stoffen in verfahrens¬ technischen Anlagen, insbesondere in Abwasser- und Trinkwasser¬ aufbereitungssystemen, in der Lebensmitteltechnologie, in der Pharmatechnologie und in der Biotechnologie, sowie bei chemisch¬ technischen Prozessen.
Erfindungswesentlich ist, dass die erfindungsgemässe Lösung der Aufgabe sich auszeichnet durch: ein offenes, membranloses System in potentiostatischer Drei¬ elektrodenanordnung mit mechanischer Selbstreinigung, eine neuartige Möglichkeit zur Erzeugung des notwendigen Referenzpotentials mittels einer strombelasteten Metallelek¬ trode, die Möglichkeit der Verwendung verschiedenster Elektroden¬ materialien, die Integration des Potentiostaten in die Messsonde, die Möglichkeit zur Erfassung verschiedener Analyte, und die Beseitigung von Querempfindlichkeiten.